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Aus der Garage zum Weltmarktführer. Solche Storys gibt es nicht nur im Silicon Valley, sondern auch im Westmünsterland. Die Firma Kemper aus Vreden hat es unter Beweis gestellt. Der Spezialist für Schweißrauchabsaugung ist heute international als Technologieführer anerkannt und produziert mit seinen 400 Mitarbeitern in Vreden und Tschechien. Wir sprachen mit Björn Kemper darüber, wie er ein Umfeld schafft, in dem Innovationen entstehen können und welche Rolle hierbei auch die Innovationsberatung der Kreiswirtschaftsförderung spielt.

Herr Kemper, stellen Sie uns Ihr Unternehmen doch einmal kurz vor. Für wen sind Sie tätig und wofür steht der Name Kemper?

Unser Unternehmen wurde 1977 von meinem Vater gegründet – tatsächlich in der sprichwörtlichen Garage. Heute ist die Kemper Unternehmensgruppe international der führende Hersteller von Absaug- und Filtertechnik für die metallverarbeitende Industrie – mit Niederlassungen in neun Ländern. Unsere Produkte erfassen Schadstoffe, die beim Schweißen und Schneiden von Metall entstehen und filtern sie, so dass die gereinigte Luft dem Raum wieder zugeführt werden kann.

Wie funktioniert denn der „Innovationskreislauf“ in Ihrem Markt? Kommen Unternehmen eher mit Problemstellungen auf Sie zu, oder gehen Sie Ihrerseits mit neuen Produktideen und Lösungsvorschlägen auf Unternehmen zu?

Beides geschieht. Generell versuchen wir natürlich unsere Produkte permanent zu verbessern. Wir bringen aktuell zum Beispiel eine neue Absaughaube in den Markt, die den Erfassungsbereich vergrößert – ein echter Vorteil für den Anwender. Ab und zu machen wir auch mal verrückte Sachen: Wir haben jetzt Bluetooth-Speaker in die Hauben eingebaut, mit denen der Mitarbeiter seine eigene Musik hören kann. „Kemper-Beats“ haben wir das genannt und das Ganze ist tatsächlich mehr als nur ein Marketing-Gag. Viele Kunden sagen uns: Gute Idee! Die Jungs haben unter ihrem Schweißhelm sowieso Ohrhörer drin und hören Musik.

Darüber hinaus veranstalten wir intern regelmäßig Meetings bei denen wir unser Produktportfolio kritisch unter die Lupe nehmen, um ggf. noch Lücken bzw. Optimierungsbedarf festzustellen. Wir treffen uns zu Brainstormings, in denen wir überlegen, wie wir den Markt noch besser bedienen können. Und natürlich pflegen wir auch mit unseren Händlern einen intensiven Austausch – sie erhalten ja oft das direkte Feedback von Kunden. Wir sammeln also zunächst einmal ganz viele Marktinformationen, verdichten und filtern diese und kommen dann im Idealfall zu einer neuen Produktidee.

Tonangebend, nicht nur mit Kemper Beats

Was sind generell im Moment Trends in Ihrem Markt?

Die Vernetzung der Geräte ist im Moment ein großes Thema. Wir haben bereits IoT-fähige Systeme (Internet of Things) in den Markt gebracht, die ferngewartet werden können. Einige unserer Kunden haben über 100 dieser Geräte im Einsatz und immer einen Überblick darüber, wann der nächste Service fällig ist bzw. wann das Filtergerät ausgetauscht werden muss. Der Kunde kann auf einem Dashboard genau sehen, wann welches Gerät zum Service muss. Hier hält die Digitalisierung Einzug in unsere Produkte.

Aktuell arbeiten Sie an einer neuen, viel versprechenden Produktlinie, bei der auch der Innovationsberater Markus Könning von der Wirtschaftsförderung des Kreises Borken eine Rolle spielte. Worum geht es da genau?

Mit Markus Könning stehen wir in regelmäßigem Austausch. Bei einem Treffen erzählte er von einem sehr kreativen Tüftler und Erfinder aus Gronau. Dieser habe eine Idee entwickelt, die seiner Meinung nach auch für uns interessant sein könnte. Professor Gregor Luthe heißt der Mann. Wir haben ihn dann einmal kontaktiert und uns seine Idee erklären lassen.

Worum geht es dabei genau?

Es geht darum, dass man mit Schallwellen Staub verdichtet. Professor Luthe hält ein Patent auf dieses Verfahren. Wir haben ja generell die Schwierigkeit, dass es umso komplizierter wird, Staubpartikel zu filtern, je kleiner diese sind. Gregor Luthe hat hier ein Verfahren entwickelt, wie man Kleinstpartikel zu größeren bündeln kann. Seine Erfindung macht aus vielen sehr kleinen Partikeln ein größeres Partikel, das dann für uns leichter abzuscheiden ist. Wir haben anstelle von Feinstaub einen gröberen Staub, der einfacher gefiltert werden kann. Die positive Folge wäre, dass der Anwender künftig auf sehr hochwertige und teure Filter verzichten könnte.

Das Verfahren von Professor Luthe hat das Potenzial, in unserem Markt einiges zu bewegen.

Wie optimistisch sind Sie, dass daraus eine neue Produktlinie entstehen kann?

Sehr optimistisch. Wir sind mit diesem Projekt im Moment in der Erprobungsphase. Das heißt, wir testen aktuell, ob die Technologie von Professor Luthe für unsere Applikationen funktioniert. Wenn diese Tests weiter positiv verlaufen, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir auf Basis der Technologie Produkte entwickeln können, die dann auch das Potenzial hätten, im Markt einiges zu bewegen. Im Bereich der Schweißrauchfilterung kann dieses Verfahren in punkto Baugröße und Kosten einiges zum Positiven verändern.

Welche Rolle spielte die Wirtschaftsförderung bei diesem Projekt?

Markus Könning hatte die Rolle als Vermittler, was ja die Wirtschaftsförderung auch ausmacht. Er verfügt über ein ganz hervorragendes Netzwerk bei uns in der Region, kennt die Unternehmen und kann entscheidende Kontakte knüpfen, wie das Beispiel mit Gregor Luthe zeigt.

Ist Kemper da eher eine Ausnahme, oder suchen andere Unternehmen auch regelmäßigen Kontakt zur Innovationsberatung der Wirtschaftsförderung – wie ist da Ihr Eindruck?

Andere Unternehmen suchen den Kontakt zur Wirtschaftsförderung schon auch, aber soweit ich das mitbekomme eher im konkreten Bedarfsfall. Mein Eindruck ist, dass dieses Angebot noch breiter genutzt werden könnte. Der Vernetzungsgedanke wird ja immer wichtiger und ich bin überzeugt, dass viele Unternehmen von dem exzellenten Netzwerk der Wirtschaftsförderung profitieren könnten. Aus meiner Sicht ist es unglaublich wichtig, sich mit anderen Unternehmen und innovativen Personen zu vernetzen und auszutauschen. Wir müssen über unsere Konzepte und Technologien sprechen und nicht sagen: „Das ist alles meins, das muss ich schützen.“

Vom exzellenten Netzwerk der Wirtschaftsförderung könnten noch mehr Unternehmen im Münsterland profitieren.

 

Prof. Dr. Gregor Luthe

Prof. Dr. Gregor Luthe ist Chemiker, Toxikologe, Nanotechnologe, Erfinder und Unternehmer aus dem Kreis Borken im Münsterland. Gemeinsam mit ihm realisierte die Firma Kemper ein gefördertes Innovationsprojekt zur Verdichtung von Staubpartikeln mit Hilfe von Schallwellen.

 

innovativ.
verpackt.

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